
über mein iphone der neuesten generation läuft der spotify-mix der woche. in die musik mischt sich der konstante geräusch-teppich aus hupen, baulärm und vogelgezwitscher, der hier tag und nacht denselben pegel hat. die sonne dringt nur schwach durch den milchigen dunst in mein zimmer. bald wird es an der türe klingeln und der wächter des gebäudes mit trinkwasser für mich davorstehen, während die bauarbeiter hinter dem wohnhaus in flip-flops arbeiten, sich die zähne putzen und zwischendurch eine zigarette rauchen. ich bin noch in dhaka. bevor ich hier ärztin sein konnte, wurde ich selber zur patientin. konstante schmerzen im rechten unterbauch brachten mich dazu, mit hilfe meiner bangladescher arbeitskollegen, ein spital aufzusuchen, in dem ich neben unzähligen anderen menschen und ein paar moskitos wartend, erste berührungen mit dem gesundheitswesen vor ort machte. das spital ist eines der besten landesweit. für einen preis von insgesamt ca 70 CHF bekam ich labor- und ultraschalluntersuchungen, sowie 2 konsultationen bei prof. dr. omar ali. er hält eine blinddarmentzündung klinisch für sicher. bei unauffälligen blut und ultraschalluntersuchungen ist er jedoch mit mir einverstanden, vorerst eine antibiotische therapie zu beginnen und nicht gleich zu operieren.
….jetzt mischt sich gerade die stimme eines muezzins in das hup-konzert…..
ich bin froh (vorerst) nicht auf einem op-tisch in bangladesh gelandet zu sein. bis auf die spital- und laborbesuche, wo ich sehr freundlich behandelt wurde und ich zwischenzeitlich das gefühl eines VIP- status empfand, dennoch immer gemischt mit eher harscheren umgangsformen, als ich das von zu hause kenne, habe ich mich heute auch kurz in die strassen gewagt. mittlerweile bin ich überzeugt davon, dass ich wohl eher von einer rikscha überfahren werde, als dass ich hier tatsächlich an einer blinddarmentzündung zu grunde gehe. viele farben, viel smog, viele menschen, auch viel grün, das durch die tropischen pflanzen, die sich ihren platz im beton erkämpfen, zeitweise das gefühl vermittelt, sich in einer verwunschenen dschungelstadt zu bewegen. dazu ein unglaublich beissender geruch- gestank, ich bin nicht sicher ob durch rauchbildung entstehend oder durch die teils offenen abwassergräben, in denen sich eine schwarze brühe entlang den strassen windet. ich bin mich am einleben, überwältigt von allen eindrücken. ein fremdkörper in einem komplexen durcheinander. dennoch mit kleinen augenblicken der verbundenheit gespickt. zur verkäuferin im supermarkt, die mir hilft eine dose passierte tomaten zu finden und ein säcklein reis für mich abfüllt. zur radiologin, die meinen ultraschall durchgeführt, und mich nach meiner herkunft gefragt hat. zu supan, dem übersetzer des german doctors-team, der wegen mir auch in dhaka bleiben muss und mir erzählt, nachts nicht schlafen zu können, aus angst in dieser grossen stadt. mir aber auch von seinem traum eines weiterführenden witschaftsstudiums in europa, für das er sich beworben hat, berichtet- obwohl ihm die arbeit bei den german doctors sehr gefalle, weil er dadurch die möglichkeit habe, sich für die arme bevölkerungsschicht seines landes einzusetzen. ein bisschen fühle ich mich hier wie ein kind, das seine ersten schritte tut. etwas verloren und doch unglaublich neugierig und mit viel freude wenn ein schritt gelingt. und ich möchte sehr gerne möglichst bald richtung norden zu meinem projekt reisen. zu arbeiten beginnen. die teefelder sehen. und etwas frische luft abbekommen.
WM-Final-Stimmung