ich blicke durch das milchige fenster der boeing 747 auf eine wunderschöne bergkette irgendwo zwischen dem persischen golf und dem schwarzen meer. beim boarding berieselt mich emirates zynischerweise mit chris rea‘s «driving home for christmas». die tränen kullern mir über die wangen, die verzweifelte enttäuschung zieht meinen magen zusammen. ich fühle mich klein, schwach, versagend. die geschehnisse der letzten tage haben in der entscheidung gegipfelt wieder nach hause zu reisen. nach gerade mal 6 tagen, ohne auch nur einen einzigen patienten gesehen zu haben. nach ankunft am projektstandort, einem ersten kleinen eindruck, habe ich mich nachts, bei stärker werdenden schmerzen entschieden, die rückreise so schnell wie möglich zu organisieren, um mich in der schweiz, umgeben von familie und freunden, falls notwendig chirurgisch versorgen – und vor allem nochmals ausgiebiger untersuchen zu lassen. in bangladesh wäre mir schlussendlich nur die option der blinddarmentfernung geblieben. hartes brot für mich, für mein selbstvertrauen, hier aufgeben zu müssen und mich nochmals einen schritt von meinem traum, im ausland als ärztin unterwegs sein zu können, zurückzuweichen. wie soll ich das in meinem welt- und selbstbild einordnen, wenn ich mich aus medizinischen gründen aus dem land ausfliegen lasse, in dem ich medizinische hilfe leisten wollte und die menschen nicht einmal genügend geld für ein dafalgan haben? ich bin mir zu wichtig um mich hier in bangladesh behandeln zu lassen. hard fact. aber: ist es wirklich nur der medizinische standart, der mich ausreisen lässt? oder ist das wichtigste doch, dass man in krisenzeiten eine vertraute umgebung vorfindet? eine sprache und kultur, in der man sich zu hause fühlt? freunde, familie? und wem würde es tatsächlich etwas bringen, wenn ich jetzt in bangladesh bleiben würde, ausser meinem stolz? als meine füsse schweizer boden berühren, fühle ich mich schuldig und beschämt. gleichzeitig fällt aber auch eine riesige anspannung von mir ab und es breitet sich erleichterung in meinem gesamten körper aus. ich denke an die vielen migranten und wanderarbeiter, die irgendwo unterwegs sind, fernab von vertrautem, ausserhalb jeglicher komfortzone, und die in einer ähnlichen situation nicht wie ich, die möglichkeit haben, einen schritt zurück zu machen und sich kein geliebtes gesicht zur seite ziehen können.