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quinoa auf 32.000 fuss

By 16. Dezember 2022No Comments

während um 6 uhr morgens ortszeit über dubai ein sonnenaufgang mittels sich farblich verändernden neonröhren im flugzeug simuliert wird und ich immer noch fasziniert den imitierten emirates- sternenhimmel am fliegerdach angucke, hängen meine gedanken beim heutigen dinner. ich frage mich wie viele nationalitäten auf meinen kleinen tellerchen vertreten waren und wie weit die reise für jeden einzelnen bestandteil gedauert haben mag, um hier mitten in der nacht auf über 30.000 fuss serviert zu werden. die quinoa aus bolivien, wo SIE (tatsächlich feminin) aufgrund von zu hohem preis seit dem superfood-hype, für die einheimische bevölkerung oft nicht mehr erwerbbar ist, gesellt sich mit erbsen und rüebli – vielleicht sogar aus der schweiz – zusammen zu einem salat. becel proactiv mit sonnenblumen- und palmöl (wahrscheinlich nicht aus dem tropenhaus in frutigen) landet auf einem brötchen , zu dem auch irgendwann mal eine kuh ihren beitrag mittels gabe von magermilch geleistet hat. risottoreis mit weissen bohnen und tomaten- alle ohne für mich erkennbare nationalität- aber eindeutig ausländer, also sozusagen sans papiers (wenn man den heutigen abflugsort zürich als basis nimmt) trifft auf oliven- schwarz- also wahrscheinlich spanien oder griechenland und ein stück hähnchenbrust- beinahe in herzform. wo das huhn wohl seine körner gepickt haben mag?

das schöne, niedliche arrangement auf meinem tablett ist ein wahres wunder aus aller herren länder und repräsentiert in seiner selbstverständlichkeit wie absurd doch oft die normalität unserer globalisierten welt funktioniert. ist es vertretbar einen flug nach dhaka zu besteigen um menschen dort als hausärztin zu unterstützen und dabei aber sowohl den co2 ausstoss in kauf zu nehmen, als auch indirekt die indigene bevölkerung in bolivien mit meinem mitternachtssnack um ihr grundnahrungsmittel zu bringen? ich finde keine antwort. wer designt ein gericht das einen schweizer abflugsort und eine destination in der arabischen welt anpeilt? und wieso ist der standart immer noch «chicken or meatballs» und nicht «pumpkin or zucchini»?

mein hähnchen lasse ich übrigens stehen, obwohl es ja schon tot wäre und einen unglaublichen weg hinter sich hat um hier für mich bereit zu liegen. es ist weiterhin in keiner airline möglich gleichzeitig glutenfrei und vegetarisch/vegan zu essen.